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Künstler: Burst

Album: Origo

Erscheinungsjahr: 2005

Anspieltipp: The immateria

Autor: Markus

Als die Schweden von Burst anno 2003 ihr Zweitwerk „Prey on life“ ins Rennen schickten, gelang der Kappelle um den ehemaligen Nasum Bassisten Jesper Liveröd eine faustdicke Überraschung. Selten hatte eine nahezu unbekannte Combo einen derart facettenreichen und hochexplosiven Longplayer in der Schnittmenge aus Death Metal, Noise- und Hardcore auf die Menschheit losgelassen. Die elf auf diesem Meisterwerk enthaltenen Stücke bersteten vor verschiedenartigen Emotionen und ließen erkennen, mit welchem Hochdruck das Quintett bereits zu diesem Zeitpunkt an seiner ureigenen Definition extremer und vielschichtiger Musik werkelte. Da in der Folgezeit nicht nur zahlreiche Musikmagazine den neu gewonnenen Status der Formation hervorzuheben wussten, gelang dieser eine beobachtbare Ausweitung der bandeigenen Fangemeinde. Dieser Vergrößerung der Anhängerschaft konnten auch die geographischen Grenzen des skandinavischen Mutterlandes keinen Einhalt gebieten, was rückblickend nicht zuletzt auf fantastische Liveauftritte im Vorprogramm solch illustren Kapellen wie beispielsweise Poison the well oder Dillinger escape plan zurückgeführt werden darf. Besagte Veranstaltungen brachten dem schwedischen Outfit auch hierzulande großes Lob ein und trugen dazu bei, dass die Band in Undergroundkreisen zum Geheimtipp avancierte. Zwei Jahre nach dem Erscheinen des grandiosen Vorgängerwerkes steht der innovative Fünfer mit einem neuen „Origo“ betitelten Longplayer  auf der Matte,  welcher teilweise anbetungsbedürftiges Format angenommen hat und die schwedische Formation in nahe dem Perfektionismus gelegene Sphären emporsteigen lässt.

Um die Genialität dieser Scheibe jedoch vollends nachvollziehen zu können sind einige Hördurchläufe von Nöten, denn bereits der mit einem außergewöhnlichen Rhythmus ausgestattete Opener „Where the wave broke“ wartet mit einer hohen Detaildichte und zunächst befremdlich wirkenden, explosionsartig daherkommenden Hardcore Vocals auf. Wenngleich man es hier mit dem am wenigsten vertrackten Stück des gesamten Albums zu tun hat, wird die ungeteilte Aufmerksamkeit des Konsumenten zu jeder Sekunde gefordert. Die von hypnotischen Drums eingeleitete zweite Komposition namentlich „Sever“ lässt auf Grund seiner die Apokalypse heraufbeschwörenden Grundstimmung dezente Vergleiche in Richtung Neurosis oder Isis zu, nimmt den Hörer mit auf eine halsbrecherische Achterbahnfahrt der Emotionen und beeindruckt durch eine enorm mitreißend dargebotene Performance aller beteiligten Musiker. In „The immateria“, „Flight’s end“ oder „Mercy liberation“  mischen Burst ihrem kontrollierten Chaos cleane Gesangsspuren bei, welche nach mehrmaligem Hören einen wichtigen Eckpfeiler der Stücke bilden und einen hohen Wiedererkennungswert gewährleisten. Katharsis pur hingegen offenbart das faszinierend in Szene gesetzte „Homebound“, welches durch lavartige Gitarrensalven, kongenial eingesetzte Keyboardteppiche und einen sich vor Schmerz windenden Shouter glänzt. Im siebenminütigen Instrumental „It comes into view“ kehrt die schwedische Formation ihre psychedelische Seite nach außen und kreiert eine sich stetig im Fluss befindende, entspannt wirkende Komposition allererster Güteklasse, wohingegen „Stormwielder“ zuerst hektisch und aggressiv aus den Boxen tönt und erst gegen Ende des Stückes zur Ruhe kommt.

„Origo“ ist elegant, ehrlich, modern und anspruchsvoll zugleich, bildet eine perfekte Synthese aus wohldosierter Eingängigkeit auf der einen und unfassbarer Komplexität auf der anderen Seite und lässt die Kinnlade des Konsumenten mehrfach nach unten kippen. Wenn jemals eine Platte die mit dem Eintritt in das neue Jahrtausend verbundenen Zukunftsängste der westlichen Zivilisation passend musikalisch untermalt hat, dann diese hier. So play it loud!

 

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